Das Projekt

Intelligente wasserwirtschaftliche Systemlösungen in Frankfurt am Main und Hamburg

Deutschlands Kommunen und ihre Wasserwirtschaftsunternehmen bzw. -betriebe stehen vor großen Herausforderungen: Sie müssen auf weitreichende ökologische, ökonomische und gesellschaftliche Veränderungen reagieren, wie sie etwa der Klimawandel, steigende Energiepreise oder rückläufige Bevölkerungszahlen mit sich bringen. Zugleich liegt eine Reihe neuartiger Systemlösungen vor, die das Potenzial besitzen, die Siedlungswasserwirtschaft an veränderte Bedingungen anzupassen. Ob es sich um die Nutzung der im Abwasser enthaltenen Wärme, die Wiederverwendung von Abwasser und seiner Inhaltsstoffe oder die Umnutzung von Abwassernetzen handelt, diese "intelligenten" und oft semi- oder dezentralen Lösungen versprechen zugleich flexiblere und wirtschaftlichere Wasserinfrastrukturen. Dennoch haben sie sich in der Fläche bislang nicht durchgesetzt, denn für die Kommunen und Akteure der Siedlungswasserwirtschaft sind noch viele Fragen offen. Neue technische Lösungen verändern Stadttechnik und Haustechnik gleichermaßen.

Wie können Baumaßnahmen, die neuartige Elemente beinhalten, im Gebäudebereich und in der technischen Infrastruktur zwischen Planern, Betreibern und anderen relevanten Akteuren abgestimmt werden? Was bedeutet das für Betreiber und Kommunen? Wer trägt die Kosten und wer hat den Nutzen der Maßnahmen? Wie hoch ist die Akzeptanz in der Bevölkerung? Welche Spielräume sieht der bestehende Rechtsrahmen vor? Und wie ist zwischen unterschiedlichen Lösungsstrategien zu entscheiden?

Diesen Fragen widmet sich das Projekt "netWORKS 3: Potenzialabschätzung und Umsetzung wasserwirtschaftlicher Systemlösungen auf Quartiersebene in Frankfurt am Main und in Hamburg".

netWORKS 3 möchte Kommunen und Wasserwirtschaft Handreichungen bieten, wie Umsetzungsprozesse neuartiger Systemlösungen organisiert werden können. Dafür werden die Potenziale und Grenzen der intelligenten Nutzung und Umgestaltung von Wasserinfrastrukturen abgeschätzt, damit Kommunen rational über die angemessene Weiterentwicklung derselben entscheiden können. In zwei Modellregionen werden auf Quartiersebene innovative Systemlösungen simuliert, bewertet und umgesetzt, um diese für die Standardanwendung vorzubereiten. Im Fokus stehen:

  • die Rückgewinnung von Wärme aus dem Abwasser,
  • das Nutzungspotenzial aus Abwasserwärme, z.B. für die Warmwasserbereitung oder Raumheizung,
  • die Aufbereitung und Wiederverwendung von Abwasserteilströmen wie Grauwasser (häusliches Abwasser ohne Toilettenwasser) oder Niederschlagswasser,
  • die getrennte Speicherung von verschiedenen Abwasserteilströmen (z.B. Grauwasser, Schwarzwasser (Toilettenwasser ohne Grauwasser), Gelbwasser/Urin, Braunwasser (Toilettenwasser ohne Urin) und Niederschlagswasser), deren zeitversetzte Ableitung ins Kanalnetz und anschließende Behandlung,
  • der Weiterbetrieb sehr alter Kanalnetze u.U. in veränderter Nutzung, z.B. als Schmutzwassersammler oder zur Ableitung getrennt gesammelter Teilströmen des Abwassers.

Parallel untersucht netWORKS 3 die rechtlichen und unternehmerischen Handlungsspielräume von Kommunen und Unternehmen (Arbeitspaket 3). Ein weiterer Schwerpunkt in dem Forschungsprojekt bildet die Untersuchung, wie die neuartigen Systemlösungen von den Nutzern akzeptiert werden (Arbeitspaket 2).

Grafische Darstellung der Verbundstruktur netWORKS 3
 Abbildung: Verbundstruktur netWORKS 3

Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) innerhalb der Fördermaßnahme "Intelligente und multifunktionelle Infrastruktursysteme für eine zukunftsfähige Wasserversorgung und Abwasserentsorgung (INIS)" im Förderschwerpunkt "Nachhaltiges Wassermanagement (NaWaM)" als Bestandteil des BMBF-Programms "Forschung für nachhaltige Entwicklungen (FONA)" gefördert. Die Laufzeit des Projekts erstreckt sich von Mai 2013 bis April 2016.

Mit netWORKS 3 werden die Ergebnisse aus den beiden vorangegangenen Projekten des Forschungsverbunds netWORKS (netWORKS 1 und netWORKS 2) weiterentwickelt und umgesetzt.