Geschäftsfelder der Zukunft – wie sich Wasserunternehmen neu positionieren können

30. Dezember 2015 - netWORKS 3: In eigener Sache

netWORKS 3 auf der internationalen "RE-Water"-Konferenz, 2. und 3. November 2015 in Braunschweig

Wasserinfrastrukturen und ihre Betreiber sind vielfältigen Herausforderungen und Veränderungen ihrer Rahmenbedingungen ausgesetzt. Neuartige und nach Stoffströmen differenzierte Wasserinfrastrukturen eröffnen Möglichkeiten, die Herausforderungen durch den Klimawandel und den demografischen Wandel oder auch im Zuge der Energiewende bewältigen zu können. "Wir halten es im Forschungsverbund netWORKS für sinnvoll, zukünftig von einer größeren Vielfalt an technischen Systemen in unseren Wasserinfrastrukturen auszugehen", sagt Jan Trapp vom Deutschen Institut für Urbanistik. "Neuartige, oftmals de- und semizentrale Systeme werden die konventionellen eher zentral ausgelegten Wasserinfrastrukturen dabei nicht eins zu eins ersetzen. Vielmehr wird es ein Neben- und Miteinander verschiedener Technologien und Systeme geben." Unter den Begriff "neuartige Wasserinfrastrukturen" fällt eine Vielzahl technischer Optionen, Betriebsstrukturen oder Managementansätzen, die sich je nach Rahmenbedingungen als besonders günstig erweisen. Innovative technische Systemvarianten aus Grauwasserrecycling und Betriebswassernutzung, Schwarzwasservergärung und Wärmegewinnung aus Abwasser lassen sich auf Blockebene, im Quartier oder auch überquartierlich entwickeln. Auf dem fünften internationalen Symposium "RE-Water" in Braunschweig stellte Trapp die Frage, wie (kommunale) Unternehmen der Siedlungswasserwirtschaft sich den neuen Herausforderungen stellen und dabei auch neue Geschäftsfelder erschließen können.

Eine strategische Möglichkeit, neuartige Wasserinfrastrukturen für sich zu nutzen, ist die Stärkung des "Wasser-Energie-Nexus". "Die zentralen Kläranlagen gehören zu den größten Energieverbrauchern in einer Kommune. Aber sie können auch Energie produzieren – was vielerorts bereits erfolgreich praktiziert wird," erläutert Trapp. "Das Ziel ist, Kläranlagen perspektivisch energieautark zu betreiben." Energieautark können Kläranlagen werden, indem sie ihre Prozesse energieeffizienter gestalten und ihre vorhandenen Energiepotenziale heben. Diese liegen im Biogas, das aus Klärschlamm und weiterer Biomasse gewonnen und in Blockheizkraftwerken zur Erzeugung von erneuerbarem Strom und Wärme genutzt werden kann. Zudem kann der Kläranlagenbetreiber die Wärme im Abwasser und im Klärschlamm rückgewinnen oder erneuerbare Energieerzeugungsanlagen, zum Beispiel Photovoltaik, auf dem Areal installieren. Mit Blick auf die Herausforderungen im Zuge Energiewende kann die Siedlungswasserwirtschaft etwa durch den virtuellen Zusammenschluss ihrer energieverbrauchenden und erzeugenden Anlagen zum Lastmanagement beitragen.

Der Wasser-Energie-Nexus lässt sich aber nicht nur auf der Kläranlage, sondern auch im Abwasserkanalnetz ausbauen. Anlagen zur Wärmerückgewinnung, Grauwasserbehandlung oder kleine Blockheizkraftwerke auf Haus-, Block- oder Quartierebene können zentrale Systeme dort ergänzen, wo bestimmte räumliche, infrastrukturelle und ökologische Umstände ihnen Vorteile verschaffen. "Grundsätzlich macht diese Strategieoption deutlich, dass eine Sektoren übergreifende Zusammenarbeit zwischen Wasser- und lokalen Energieunternehmen (Strom, Wärme) immer wichtiger wird", sagt Trapp.

Neuartige Wasserinfrastrukturen vermögen den Blick im Wasserunternehmen noch stärker auf ein nachhaltiges Wasserressourcenmanagement sowie auf die Stadt- und Freiraumplanung (z.B. Retentions- und Versickerungsflächen) zu lenken. So können Wasserunternehmen ihre Rolle als wichtige Akteure in integrierten Stadtplanungsprozessen stärken. Trapp betont: "In Kombination mit der Strategie zur vertieften Kopplung von Wasser und Energie können Wasserunternehmen so zur nachhaltigen Stadtentwicklung und zukunftsfähigen Infrastrukturen beitragen."

Weitere Informationen:

  • Link zur Präsentation
  • Trapp, Jan Hendrik (2015): Innovative de- and semi-centralized water infrastructures – opportunities for water supply and wastewater companies, in: Technischen Universität Braunschweig, Institut für Siedlungswasserwirtschaft: 5th International Symposium "RE-Water Braunschweig" 02.-03.11.2015, Integrated Concepts, Conference Proceedings, Braunschweig 2015, S. 22 - 34